JEDE ZEIT BRAUCHT IHRE HELDEN...

1985 – kurz nach den Klon-Kriegen und der darauf folgenden Zerschlagung des Ordens der Jedi-Ritter liegt die DOKO-Kultur Deutschlands in Trümmern. Als bereits in Erwartung eines baldigen Ablebens die Totenglocke für das Doppelkopf geläutet wird, befinden sich die Protagonisten justament am Anfang ihrer 20er – noch beseelt mit Tatendrang und Glaube an die Zukunft der edlen Kartenkunst. Jeder für sich, machterfüllt durch eine schier unglaubliche Anzahl von Midichlorianern, ist bestrebt dem schändlichen Treiben dunkler Amateurspieler-Lords ein Ende zu bereiten.

Sei es dieser Macht oder letztendlich nur einer Häufung zufälliger Ereignisse zu verdanken, finden die jungen Helden freimaurergleich im DOKO-Kombinat Nagelik zusammen, um Ihre Kräfte – vergleichbar mit dem Kreuzen der Strahlen aus den Protonen-Packs Dr. Peter Venkman’s, Dr. Raymond Stanz‘ und Dr. Egon Spengler’s bei der Bekämpfung des Torwächters Zuul nebst seines Schergen Gozer, dem Schlüsselmeister – potenzierend zu vereinigen.

Soweit ist dies eine, zwar durchaus gelungene, aber vielleicht noch öfter in der Literaturgeschichte anzutreffende (beispielsweise in Form von Lord of the Rings, Harry Potter, Szepetta’s Atomic Café, Der lustigen Abenteuer des kleinen Schafschänders, etc.) Kombination einer höchst adventuriösen, historischen Dokumentation mit zeitgenössischer Bellestristik im Stile Thomas Manns.

Was aber den unglaublichen Reiz dieses Buches ausmacht, ist dessen Erzählweise: Karl-Heinz Nagelik lässt sich innerhalb des Werks selbst zu Wort kommen um in Verbindung mit dem großzügig enthaltenen Bildmaterial einen, ihm ganz eigenen, Sog auf den Leser auszuüben und ihn so mit auf eine, zuweilen surreale, Zeitreise durch die Wirren der Jahre kurz vor dem fin de milléniare zu nehmen. Fast möchte man – sich in die Situation einer der von ihm so trefflich deskribierten kombinatorischen Spielabende hinein versetzend – mit ihm das Kombinatsmotto Auf das Kombinat – auf was sonst!?! ausrufen, so lebendig erfolgt die Schilderung der Ereignisse rund um das Treiben am Kartentisch und mit einer Rotte schwedischer Staatsbürgerinnen.

Lakonisch werden fremde Orte wie beispielsweise Flannery’s Irish Pub im toskanischen Viareggio, Davy Jones‘ Locker im osmanischen Marmaris und das R(h)einblick im heiligen römischen Reich deutscher Nation (um nur einige zu nennen) in kafkaesker Manier ebenso in den Erzählfluss eingebaut, wie auch süffisante Bemerkungen, denen es an Scharfzüngigkeit und philosophischer Brillianz in keinster Weise zu mangeln scheint. Langeweile kommt hier auf keiner der insgesamt 55 großzügig illustrierten Seiten auf!!!

Wie es Karl-Heinz Nagelik auf filigrane Art und Weise gelingt, dem Leser das Bild von Fall und Wiederaufstieg der Doppelkopf-Kunst in einer dergleich wunderbar zu lesenden Variante zu vermitteln, kann man nur selber auf sich wirken lassen. Eine ordinäre Beschreibung des Handlungsstrangs würde diesem literarischen Meisterwerk nicht Genüge tun sondern eher beleidigend wirken!!!

Meine lieben jungen Freunde: Zu Recht befindet sich das, zum Selbstkostenpreis von lediglich € 59,55 nahezu verschenkte, Monumental-Epos in den deutschen Bestseller-Listen da, wo es hingehört: Auf dem ihm gebührenden Rang 1!!!

Prädikat: Respekt Gold – besonders kaufenswert!!!

Nagelik, Karl-Heinz
25 Jahre DOKO-Kombinat Nagelik
Tristram-Verlag € 59,99
ISBN 356018-8843025